Wie realistisch ist es, rundum gesund zu leben?

31.08.2025 05:59
Rundum gesund leben heißt wohl für die meisten: aktiv sein, ausgewogen essen, auf Alkohol und Nikotin verzichten und Stress bewältigen. Doch warum fällt es so schwer, diese Ansprüche im Alltag einzuhalten?
Von Madita Graumann und Nele Rößler, NDR
Vor einigen Wochen erschien der jährliche Bericht der Deutschen Krankenversicherung DKV für das Jahr 2025 - mit ernüchternden Ergebnissen: Die Deutschen sitzen knapp über zehn Stunden pro Tag, bewegen sich zu wenig, essen zu ungesund und haben übermäßigen Stress. Laut des DKV-Reports erfüllen nur zwei Prozent der Befragten die Kriterien eines rundum gesunden Lebens. Leben die Menschen in Deutschland tatsächlich so ungesund, oder sind die zu erfüllenden Kriterien schlichtweg unrealistisch?
Um einen rundum gesunden Lebensstil zu haben, müssen laut DKV-Report fünf Richtwerte - sogenannte Benchmarks - erreicht werden: ausreichend körperliche Aktivität, eine ausgewogene Ernährung, kein Alkoholkonsum, nicht Rauchen und wenig Stress. Laut DKV-Report ist Stress das größte Problem der Deutschen. Allerdings existiert keine klare Definition von Gesundheit.
Einfluss von Kultur und Zeitgeist
Dazu kommt: Gesundheit ist immer auch kulturell definiert. So geht es im Buddhismus viel darum, Leiden zu beenden. Und auch innerhalb einer Kultur wandele sich der Gesundheitsbegriff im Laufe der Zeit, sagt Anna Biller, Vertreterin der Deutschen Gesellschaft für Psychologie aus der Fachgruppe Gesundheit. "Was wir jetzt als gesund ansehen, ist etwas völlig anderes als noch vor 100 Jahren."
Im 18. Jahrhundert verstand man Gesundheit noch als natürlichen Zustand, der durch schädliche Einflüsse der Zivilisation gestört wird. Mit dem Siegeszug der Naturwissenschaften Mitte des 19. Jahrhunderts verstand man Krankheit als Störung des Organismus, ähnlich einer Maschine mit einem Defekt. Die Abwesenheit von Krankheit war folglich Gesundheit.
Erst die Weltgesundheitsorganisation definierte bei ihrer Gründung 1948 Gesundheit als einen Zustand vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens, nicht nur als die Abwesenheit von Krankheit oder Gebrechen. Und auch das Robert Koch-Institut nimmt bei seinen aktuellen Datenerhebungen zum Thema "Gesundheit in Deutschland“ das soziale Umfeld mit in den Fokus.
Verschiedene Definitionen
Trotzdem gibt es keine universelle Definition von "rundum gesund“. Jedoch Werte und Empfehlungen, an denen man sich orientieren kann. Wichtig ist aber zu sehen, dass es einen Unterschied gibt zwischen dem Zustand eines Menschen und dessen Verhalten, sagt Laura König. Sie ist Professorin für Gesundheitspsychologie an der Universität Wien und betont, dass auch Menschen gesund sind, die Gesundheitsempfehlungen nicht einhalten. "Es verhalten sich laut DKV-Report zwar nur zwei Prozent der Deutschen gesund, aber das heißt nicht, dass nur zwei Prozent der Deutschen rundum gesund sind. Bei diesen Menschen erhöht sich lediglich das Erkrankungsrisiko."
Grundsätzlich seien die gesetzten Benchmarks der DKV nicht unrealistisch, für viele Menschen aber schwer zu erreichen. Woran liegt das?
Armut bedroht die Gesundheit
Dafür gibt es mehrere Gründe. Befragte mit niedrigem Bildungsstatus und geringerem Einkommen erreichen die Benchmarks für ein gesundes Leben besonders selten. Sie ernähren sich weniger gesund und haben deutlich mehr Stress. Neun von zehn Menschen mit Hauptschulabschluss sind stark gestresst, von den Akademikern sind es nur sieben von zehn.
Ingo Froböse, Sportwissenschaftler und wissenschaftlicher Leiter des DKV-Reports, bezeichnet diese Differenz als dramatisch: "Gesundheit darf nicht vom finanziellen Polster abhängig sein." Oft fehle es auch an Zeit und Möglichkeiten sich zum Beispiel richtig zu bewegen.
Problem: die Absicht-Verhalten-Lücke
Aber auch wer die Zeit dafür hat und weiß, wie wichtig Bewegung ist, setzt es häufig nicht um. Das liegt an dem Intention-Behavior-Gap, also der Lücke zwischen der Intention und dem eigentlichen Verhalten. Anna Biller beschreibt es als etwas "typisch Menschliches“. Selbst wenn man weiß, wie ein gesunder Lebensstil aussieht, kann es enorm schwierig sein, das eigene Verhalten dahingehend zu ändern.
Aber auch politische Strukturen und die Ernährungsindustrie haben einen großen Einfluss auf das eigene Verhalten und die Gesundheit. Ungesunde Produkte sind häufig günstiger und werden geschickt platziert. Der Mensch als Individuum muss andauernd gegen ungesunde Entscheidungen gegensteuern. Das kostet Kraft, die nicht immer vorhanden ist. Die Gestaltung einer gesunden Umwelt ist also eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 17. August 2025 um 09:21 Uhr.
Rundum gesund leben heißt wohl für die meisten: aktiv sein, ausgewogen essen, auf Alkohol und Nikotin verzichten und Stress bewältigen. Doch warum fällt es so schwer, diese Ansprüche im Alltag einzuhalten?
Von Madita Graumann und Nele Rößler, NDR
Vor einigen Wochen erschien der jährliche Bericht der Deutschen Krankenversicherung DKV für das Jahr 2025 - mit ernüchternden Ergebnissen: Die Deutschen sitzen knapp über zehn Stunden pro Tag, bewegen sich zu wenig, essen zu ungesund und haben übermäßigen Stress. Laut des DKV-Reports erfüllen nur zwei Prozent der Befragten die Kriterien eines rundum gesunden Lebens. Leben die Menschen in Deutschland tatsächlich so ungesund, oder sind die zu erfüllenden Kriterien schlichtweg unrealistisch?
Um einen rundum gesunden Lebensstil zu haben, müssen laut DKV-Report fünf Richtwerte - sogenannte Benchmarks - erreicht werden: ausreichend körperliche Aktivität, eine ausgewogene Ernährung, kein Alkoholkonsum, nicht Rauchen und wenig Stress. Laut DKV-Report ist Stress das größte Problem der Deutschen. Allerdings existiert keine klare Definition von Gesundheit.
Einfluss von Kultur und Zeitgeist
Dazu kommt: Gesundheit ist immer auch kulturell definiert. So geht es im Buddhismus viel darum, Leiden zu beenden. Und auch innerhalb einer Kultur wandele sich der Gesundheitsbegriff im Laufe der Zeit, sagt Anna Biller, Vertreterin der Deutschen Gesellschaft für Psychologie aus der Fachgruppe Gesundheit. "Was wir jetzt als gesund ansehen, ist etwas völlig anderes als noch vor 100 Jahren."
Im 18. Jahrhundert verstand man Gesundheit noch als natürlichen Zustand, der durch schädliche Einflüsse der Zivilisation gestört wird. Mit dem Siegeszug der Naturwissenschaften Mitte des 19. Jahrhunderts verstand man Krankheit als Störung des Organismus, ähnlich einer Maschine mit einem Defekt. Die Abwesenheit von Krankheit war folglich Gesundheit.
Erst die Weltgesundheitsorganisation definierte bei ihrer Gründung 1948 Gesundheit als einen Zustand vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens, nicht nur als die Abwesenheit von Krankheit oder Gebrechen. Und auch das Robert Koch-Institut nimmt bei seinen aktuellen Datenerhebungen zum Thema "Gesundheit in Deutschland“ das soziale Umfeld mit in den Fokus.
Verschiedene Definitionen
Trotzdem gibt es keine universelle Definition von "rundum gesund“. Jedoch Werte und Empfehlungen, an denen man sich orientieren kann. Wichtig ist aber zu sehen, dass es einen Unterschied gibt zwischen dem Zustand eines Menschen und dessen Verhalten, sagt Laura König. Sie ist Professorin für Gesundheitspsychologie an der Universität Wien und betont, dass auch Menschen gesund sind, die Gesundheitsempfehlungen nicht einhalten. "Es verhalten sich laut DKV-Report zwar nur zwei Prozent der Deutschen gesund, aber das heißt nicht, dass nur zwei Prozent der Deutschen rundum gesund sind. Bei diesen Menschen erhöht sich lediglich das Erkrankungsrisiko."
Grundsätzlich seien die gesetzten Benchmarks der DKV nicht unrealistisch, für viele Menschen aber schwer zu erreichen. Woran liegt das?
Armut bedroht die Gesundheit
Dafür gibt es mehrere Gründe. Befragte mit niedrigem Bildungsstatus und geringerem Einkommen erreichen die Benchmarks für ein gesundes Leben besonders selten. Sie ernähren sich weniger gesund und haben deutlich mehr Stress. Neun von zehn Menschen mit Hauptschulabschluss sind stark gestresst, von den Akademikern sind es nur sieben von zehn.
Ingo Froböse, Sportwissenschaftler und wissenschaftlicher Leiter des DKV-Reports, bezeichnet diese Differenz als dramatisch: "Gesundheit darf nicht vom finanziellen Polster abhängig sein." Oft fehle es auch an Zeit und Möglichkeiten sich zum Beispiel richtig zu bewegen.
Problem: die Absicht-Verhalten-Lücke
Aber auch wer die Zeit dafür hat und weiß, wie wichtig Bewegung ist, setzt es häufig nicht um. Das liegt an dem Intention-Behavior-Gap, also der Lücke zwischen der Intention und dem eigentlichen Verhalten. Anna Biller beschreibt es als etwas "typisch Menschliches“. Selbst wenn man weiß, wie ein gesunder Lebensstil aussieht, kann es enorm schwierig sein, das eigene Verhalten dahingehend zu ändern.
Aber auch politische Strukturen und die Ernährungsindustrie haben einen großen Einfluss auf das eigene Verhalten und die Gesundheit. Ungesunde Produkte sind häufig günstiger und werden geschickt platziert. Der Mensch als Individuum muss andauernd gegen ungesunde Entscheidungen gegensteuern. Das kostet Kraft, die nicht immer vorhanden ist. Die Gestaltung einer gesunden Umwelt ist also eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 17. August 2025 um 09:21 Uhr.
Rundum gesund leben heißt wohl für die meisten: aktiv sein, ausgewogen essen, auf Alkohol und Nikotin verzichten und Stress bewältigen. Doch warum fällt es so schwer, diese Ansprüche im Alltag einzuhalten?
Von Madita Graumann und Nele Rößler, NDR
Vor einigen Wochen erschien der jährliche Bericht der Deutschen Krankenversicherung DKV für das Jahr 2025 - mit ernüchternden Ergebnissen: Die Deutschen sitzen knapp über zehn Stunden pro Tag, bewegen sich zu wenig, essen zu ungesund und haben übermäßigen Stress. Laut des DKV-Reports erfüllen nur zwei Prozent der Befragten die Kriterien eines rundum gesunden Lebens. Leben die Menschen in Deutschland tatsächlich so ungesund, oder sind die zu erfüllenden Kriterien schlichtweg unrealistisch?
Um einen rundum gesunden Lebensstil zu haben, müssen laut DKV-Report fünf Richtwerte - sogenannte Benchmarks - erreicht werden: ausreichend körperliche Aktivität, eine ausgewogene Ernährung, kein Alkoholkonsum, nicht Rauchen und wenig Stress. Laut DKV-Report ist Stress das größte Problem der Deutschen. Allerdings existiert keine klare Definition von Gesundheit.
Einfluss von Kultur und Zeitgeist
Dazu kommt: Gesundheit ist immer auch kulturell definiert. So geht es im Buddhismus viel darum, Leiden zu beenden. Und auch innerhalb einer Kultur wandele sich der Gesundheitsbegriff im Laufe der Zeit, sagt Anna Biller, Vertreterin der Deutschen Gesellschaft für Psychologie aus der Fachgruppe Gesundheit. "Was wir jetzt als gesund ansehen, ist etwas völlig anderes als noch vor 100 Jahren."
Im 18. Jahrhundert verstand man Gesundheit noch als natürlichen Zustand, der durch schädliche Einflüsse der Zivilisation gestört wird. Mit dem Siegeszug der Naturwissenschaften Mitte des 19. Jahrhunderts verstand man Krankheit als Störung des Organismus, ähnlich einer Maschine mit einem Defekt. Die Abwesenheit von Krankheit war folglich Gesundheit.
Erst die Weltgesundheitsorganisation definierte bei ihrer Gründung 1948 Gesundheit als einen Zustand vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens, nicht nur als die Abwesenheit von Krankheit oder Gebrechen. Und auch das Robert Koch-Institut nimmt bei seinen aktuellen Datenerhebungen zum Thema "Gesundheit in Deutschland“ das soziale Umfeld mit in den Fokus.
Verschiedene Definitionen
Trotzdem gibt es keine universelle Definition von "rundum gesund“. Jedoch Werte und Empfehlungen, an denen man sich orientieren kann. Wichtig ist aber zu sehen, dass es einen Unterschied gibt zwischen dem Zustand eines Menschen und dessen Verhalten, sagt Laura König. Sie ist Professorin für Gesundheitspsychologie an der Universität Wien und betont, dass auch Menschen gesund sind, die Gesundheitsempfehlungen nicht einhalten. "Es verhalten sich laut DKV-Report zwar nur zwei Prozent der Deutschen gesund, aber das heißt nicht, dass nur zwei Prozent der Deutschen rundum gesund sind. Bei diesen Menschen erhöht sich lediglich das Erkrankungsrisiko."
Grundsätzlich seien die gesetzten Benchmarks der DKV nicht unrealistisch, für viele Menschen aber schwer zu erreichen. Woran liegt das?
Armut bedroht die Gesundheit
Dafür gibt es mehrere Gründe. Befragte mit niedrigem Bildungsstatus und geringerem Einkommen erreichen die Benchmarks für ein gesundes Leben besonders selten. Sie ernähren sich weniger gesund und haben deutlich mehr Stress. Neun von zehn Menschen mit Hauptschulabschluss sind stark gestresst, von den Akademikern sind es nur sieben von zehn.
Ingo Froböse, Sportwissenschaftler und wissenschaftlicher Leiter des DKV-Reports, bezeichnet diese Differenz als dramatisch: "Gesundheit darf nicht vom finanziellen Polster abhängig sein." Oft fehle es auch an Zeit und Möglichkeiten sich zum Beispiel richtig zu bewegen.
Problem: die Absicht-Verhalten-Lücke
Aber auch wer die Zeit dafür hat und weiß, wie wichtig Bewegung ist, setzt es häufig nicht um. Das liegt an dem Intention-Behavior-Gap, also der Lücke zwischen der Intention und dem eigentlichen Verhalten. Anna Biller beschreibt es als etwas "typisch Menschliches“. Selbst wenn man weiß, wie ein gesunder Lebensstil aussieht, kann es enorm schwierig sein, das eigene Verhalten dahingehend zu ändern.
Aber auch politische Strukturen und die Ernährungsindustrie haben einen großen Einfluss auf das eigene Verhalten und die Gesundheit. Ungesunde Produkte sind häufig günstiger und werden geschickt platziert. Der Mensch als Individuum muss andauernd gegen ungesunde Entscheidungen gegensteuern. Das kostet Kraft, die nicht immer vorhanden ist. Die Gestaltung einer gesunden Umwelt ist also eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 17. August 2025 um 09:21 Uhr.
Rundum gesund leben heißt wohl für die meisten: aktiv sein, ausgewogen essen, auf Alkohol und Nikotin verzichten und Stress bewältigen. Doch warum fällt es so schwer, diese Ansprüche im Alltag einzuhalten?
Von Madita Graumann und Nele Rößler, NDR
Vor einigen Wochen erschien der jährliche Bericht der Deutschen Krankenversicherung DKV für das Jahr 2025 - mit ernüchternden Ergebnissen: Die Deutschen sitzen knapp über zehn Stunden pro Tag, bewegen sich zu wenig, essen zu ungesund und haben übermäßigen Stress. Laut des DKV-Reports erfüllen nur zwei Prozent der Befragten die Kriterien eines rundum gesunden Lebens. Leben die Menschen in Deutschland tatsächlich so ungesund, oder sind die zu erfüllenden Kriterien schlichtweg unrealistisch?
Um einen rundum gesunden Lebensstil zu haben, müssen laut DKV-Report fünf Richtwerte - sogenannte Benchmarks - erreicht werden: ausreichend körperliche Aktivität, eine ausgewogene Ernährung, kein Alkoholkonsum, nicht Rauchen und wenig Stress. Laut DKV-Report ist Stress das größte Problem der Deutschen. Allerdings existiert keine klare Definition von Gesundheit.
Einfluss von Kultur und Zeitgeist
Dazu kommt: Gesundheit ist immer auch kulturell definiert. So geht es im Buddhismus viel darum, Leiden zu beenden. Und auch innerhalb einer Kultur wandele sich der Gesundheitsbegriff im Laufe der Zeit, sagt Anna Biller, Vertreterin der Deutschen Gesellschaft für Psychologie aus der Fachgruppe Gesundheit. "Was wir jetzt als gesund ansehen, ist etwas völlig anderes als noch vor 100 Jahren."
Im 18. Jahrhundert verstand man Gesundheit noch als natürlichen Zustand, der durch schädliche Einflüsse der Zivilisation gestört wird. Mit dem Siegeszug der Naturwissenschaften Mitte des 19. Jahrhunderts verstand man Krankheit als Störung des Organismus, ähnlich einer Maschine mit einem Defekt. Die Abwesenheit von Krankheit war folglich Gesundheit.
Erst die Weltgesundheitsorganisation definierte bei ihrer Gründung 1948 Gesundheit als einen Zustand vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens, nicht nur als die Abwesenheit von Krankheit oder Gebrechen. Und auch das Robert Koch-Institut nimmt bei seinen aktuellen Datenerhebungen zum Thema "Gesundheit in Deutschland“ das soziale Umfeld mit in den Fokus.
Verschiedene Definitionen
Trotzdem gibt es keine universelle Definition von "rundum gesund“. Jedoch Werte und Empfehlungen, an denen man sich orientieren kann. Wichtig ist aber zu sehen, dass es einen Unterschied gibt zwischen dem Zustand eines Menschen und dessen Verhalten, sagt Laura König. Sie ist Professorin für Gesundheitspsychologie an der Universität Wien und betont, dass auch Menschen gesund sind, die Gesundheitsempfehlungen nicht einhalten. "Es verhalten sich laut DKV-Report zwar nur zwei Prozent der Deutschen gesund, aber das heißt nicht, dass nur zwei Prozent der Deutschen rundum gesund sind. Bei diesen Menschen erhöht sich lediglich das Erkrankungsrisiko."
Grundsätzlich seien die gesetzten Benchmarks der DKV nicht unrealistisch, für viele Menschen aber schwer zu erreichen. Woran liegt das?
Armut bedroht die Gesundheit
Dafür gibt es mehrere Gründe. Befragte mit niedrigem Bildungsstatus und geringerem Einkommen erreichen die Benchmarks für ein gesundes Leben besonders selten. Sie ernähren sich weniger gesund und haben deutlich mehr Stress. Neun von zehn Menschen mit Hauptschulabschluss sind stark gestresst, von den Akademikern sind es nur sieben von zehn.
Ingo Froböse, Sportwissenschaftler und wissenschaftlicher Leiter des DKV-Reports, bezeichnet diese Differenz als dramatisch: "Gesundheit darf nicht vom finanziellen Polster abhängig sein." Oft fehle es auch an Zeit und Möglichkeiten sich zum Beispiel richtig zu bewegen.
Problem: die Absicht-Verhalten-Lücke
Aber auch wer die Zeit dafür hat und weiß, wie wichtig Bewegung ist, setzt es häufig nicht um. Das liegt an dem Intention-Behavior-Gap, also der Lücke zwischen der Intention und dem eigentlichen Verhalten. Anna Biller beschreibt es als etwas "typisch Menschliches“. Selbst wenn man weiß, wie ein gesunder Lebensstil aussieht, kann es enorm schwierig sein, das eigene Verhalten dahingehend zu ändern.
Aber auch politische Strukturen und die Ernährungsindustrie haben einen großen Einfluss auf das eigene Verhalten und die Gesundheit. Ungesunde Produkte sind häufig günstiger und werden geschickt platziert. Der Mensch als Individuum muss andauernd gegen ungesunde Entscheidungen gegensteuern. Das kostet Kraft, die nicht immer vorhanden ist. Die Gestaltung einer gesunden Umwelt ist also eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 17. August 2025 um 09:21 Uhr.