Wie Ernährung das Krebsrisiko beeinflussen kann
06.09.2025 09:44
Rund 200.000 Krebserkrankungen jährlich ließen sich in Deutschland durch einen gesünderen Lebensstil vermeiden. Wie kann man sich besser schützen - und was schadet eher?
Von Emily Burkhart, SWR
Das Thema Ernährung und Krebs ist bereits seit Jahrzehnten Gegenstand intensiver wissenschaftlicher Forschung. Im Rahmen der Nationalen Krebspräventionswoche, die noch bis morgen läuft, finden sich bundesweit Expertinnen und Experten zusammen, um über präventive Maßnahmen aufzuklären und die Öffentlichkeit zu sensibilisieren.
Das Projekt ist eine gemeinsame Initiative der Deutschen Krebshilfe, des Deutschen Krebsforschungszentrums und der Deutschen Krebsgesellschaft. Die Vision: Krebs soll gar nicht erst entstehen.
Was die Wissenschaft zeigt
Etwa 40 Prozent aller Krebsneuerkrankungen werden laut dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) durch beeinflussbare Faktoren mit verursacht. Zu ihnen gehören unter anderem eine ungesunde Ernährung, Übergewicht, regelmäßiger Alkoholkonsum, Bewegungsmangel und Tabakkonsum.
Eine ausgewogene Ernährung, Normalgewicht sowie ein möglichst geringer Konsum alkoholischer Getränke senken dagegen das Risiko, an Krebs zu erkranken. Auch wenn ein solcher gesundheitsbewussterer Lebensstil und das Meiden von Krebsrisikofaktoren zwar keine Garantie darstellen, könnte so prinzipiell bis zu 200.000 Menschen in Deutschland jedes Jahr die Diagnose Krebs erspart bleiben, so das DKFZ.
Die größten Risikofaktoren
Der größte beeinflussbare Risikofaktor ist - wenig überraschend - das Rauchen. Das zeigt beispielsweise eine Studie aus dem Jahr 2024, die bei der American Cancer Society veröffentlicht wurde. Dieser Zusammenhang ist mittlerweile allgemein bekannt, doch viele andere Risikofaktoren treten im öffentlichen Bewusstsein oft in den Hintergrund.
Besonders Alkoholkonsum und Adipositas erhöhen das Risiko für mehrere Krebsarten und gelten als die wichtigsten ernährungsbezogenen Risikofaktoren weltweit. Alkohol erhöht das Risiko pro zehn Gramm Alkoholkonsum pro Tag um vier Prozent bei Leberkrebs und bis zu 25 Prozent bei Plattenepithelkarzinomen der Speiseröhre. Er ist außerdem der Haupt-Ernährungsrisikofaktor für Leberkrebs, wahrscheinlich durch die Entwicklung von Leberzirrhose und alkoholischer Hepatitis, so eine Übersichtsarbeit von 2020.
Des Weiteren beschreibt die Studie, dass sich das Risiko für verschiedene Krebsarten mit jedem Anstieg des Body-Mass-Index erhöht, beispielsweise um fünf Prozent für Darmkrebs und bis zu 50 Prozent für Gebärmutterschleimhautkrebs. Kalorienreiche Ernährung und Adipositas fördern chronische Entzündungen, ein Schlüsselfaktor bei der Entstehung von Krebs, so die Autoren.
Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC), die zur Weltgesundheitsorganisation (WHO) gehört, hat außerdem bereits im Jahr 2015 unverarbeitetes rotes Fleisch als "wahrscheinlich krebserregend für den Menschen" eingestuft. Verarbeitetes Fleisch wurde von der IARC 2015 sogar als "krebserregend für den Menschen" eingestuft. Die Experten kamen zu dem Schluss, dass jede 50-Gramm-Portion verarbeitetes Fleisch, die täglich verzehrt wird, das Risiko für Darmkrebs um 18 Prozent erhöht.
Gibt es auch "schützende" Lebensmittel?
Insgesamt besteht heute großer Konsens, dass eine abwechslungsreiche Kost, die reich an pflanzlichen Lebensmitteln ist, am besten geeignet ist, um das Krebsrisiko zu senken, so das DKFZ. Doch eine gesunde Ernährung lässt sich nicht von körperlicher Bewegung trennen. Auch die Energiebilanz und das Körpergewicht spielen eine große Rolle.
Es gibt auch Hinweise drauf, dass Grüner Tee das Krebsrisiko mindern könne. Eine Metaanalyse aus dem Jahr 2020 hat etwa ein reduziertes Risiko für Gebärmutterschleimhautkrebs, Lungenkrebs, Non-Hodgkin-Lymphome, Mundkrebs und Eierstockkrebs festgestellt. Für viele andere Krebsarten wurden jedoch nur uneindeutige oder auch gar keine Zusammenhänge gefunden.
Im Europäischen Kodex zur Krebsbekämpfung wird laut DKFZ generell eine ausgewogene Kost empfohlen, die reich an pflanzlichen Lebensmitteln und arm an hochverarbeiteten, kalorienreichen Fertigprodukten ist: ·
- Essen Sie häufig Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Gemüse und Obst
- Verzehren Sie selten kalorienreiche Nahrungsmittel mit hohem Fett- und Zuckergehalt
- Meiden Sie zuckerhaltige Getränke
- Meiden Sie industriell verarbeitetes Fleisch
- Essen Sie wenig rotes Fleisch und salzreiche Lebensmittel
- Trinken Sie wenig und nicht täglich Alkohol
- Legen Sie Wert auf ein gesundes Körpergewicht
Kann man Krebs durch die richtige Ernährung heilen?
Eine gute Ernährung kann Patientinnen und Patienten helfen, eine Krebserkrankung besser zu überstehen - und sie kann die Lebensqualität erhöhen. Aber: Es gibt bisher keine Hinweise, dass sich Krebs durch bestimmte Ernährungsformen heilen lässt, so das Deutsche Krebsforschungszentrum.
Welche Ernährung bei einer bereits bestehenden Krebserkrankung geeignet ist, kann laut DKFZ individuell unterschiedlich sein. Die Tumorart und das Erkrankungsstadium, aber auch das Alter und der allgemeine Gesundheitszustand eines Patienten oder einer Patientin spielen eine Rolle. Deshalb sollten Betroffene mit ihren behandelnden Ärztinnen und Ärzten besprechen, was sie bei der Ernährung berücksichtigen können.
Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 03. Mai 2025 um 12:20 Uhr.
Rund 200.000 Krebserkrankungen jährlich ließen sich in Deutschland durch einen gesünderen Lebensstil vermeiden. Wie kann man sich besser schützen - und was schadet eher?
Von Emily Burkhart, SWR
Das Thema Ernährung und Krebs ist bereits seit Jahrzehnten Gegenstand intensiver wissenschaftlicher Forschung. Im Rahmen der Nationalen Krebspräventionswoche, die noch bis morgen läuft, finden sich bundesweit Expertinnen und Experten zusammen, um über präventive Maßnahmen aufzuklären und die Öffentlichkeit zu sensibilisieren.
Das Projekt ist eine gemeinsame Initiative der Deutschen Krebshilfe, des Deutschen Krebsforschungszentrums und der Deutschen Krebsgesellschaft. Die Vision: Krebs soll gar nicht erst entstehen.
Was die Wissenschaft zeigt
Etwa 40 Prozent aller Krebsneuerkrankungen werden laut dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) durch beeinflussbare Faktoren mit verursacht. Zu ihnen gehören unter anderem eine ungesunde Ernährung, Übergewicht, regelmäßiger Alkoholkonsum, Bewegungsmangel und Tabakkonsum.
Eine ausgewogene Ernährung, Normalgewicht sowie ein möglichst geringer Konsum alkoholischer Getränke senken dagegen das Risiko, an Krebs zu erkranken. Auch wenn ein solcher gesundheitsbewussterer Lebensstil und das Meiden von Krebsrisikofaktoren zwar keine Garantie darstellen, könnte so prinzipiell bis zu 200.000 Menschen in Deutschland jedes Jahr die Diagnose Krebs erspart bleiben, so das DKFZ.
Die größten Risikofaktoren
Der größte beeinflussbare Risikofaktor ist - wenig überraschend - das Rauchen. Das zeigt beispielsweise eine Studie aus dem Jahr 2024, die bei der American Cancer Society veröffentlicht wurde. Dieser Zusammenhang ist mittlerweile allgemein bekannt, doch viele andere Risikofaktoren treten im öffentlichen Bewusstsein oft in den Hintergrund.
Besonders Alkoholkonsum und Adipositas erhöhen das Risiko für mehrere Krebsarten und gelten als die wichtigsten ernährungsbezogenen Risikofaktoren weltweit. Alkohol erhöht das Risiko pro zehn Gramm Alkoholkonsum pro Tag um vier Prozent bei Leberkrebs und bis zu 25 Prozent bei Plattenepithelkarzinomen der Speiseröhre. Er ist außerdem der Haupt-Ernährungsrisikofaktor für Leberkrebs, wahrscheinlich durch die Entwicklung von Leberzirrhose und alkoholischer Hepatitis, so eine Übersichtsarbeit von 2020.
Des Weiteren beschreibt die Studie, dass sich das Risiko für verschiedene Krebsarten mit jedem Anstieg des Body-Mass-Index erhöht, beispielsweise um fünf Prozent für Darmkrebs und bis zu 50 Prozent für Gebärmutterschleimhautkrebs. Kalorienreiche Ernährung und Adipositas fördern chronische Entzündungen, ein Schlüsselfaktor bei der Entstehung von Krebs, so die Autoren.
Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC), die zur Weltgesundheitsorganisation (WHO) gehört, hat außerdem bereits im Jahr 2015 unverarbeitetes rotes Fleisch als "wahrscheinlich krebserregend für den Menschen" eingestuft. Verarbeitetes Fleisch wurde von der IARC 2015 sogar als "krebserregend für den Menschen" eingestuft. Die Experten kamen zu dem Schluss, dass jede 50-Gramm-Portion verarbeitetes Fleisch, die täglich verzehrt wird, das Risiko für Darmkrebs um 18 Prozent erhöht.
Gibt es auch "schützende" Lebensmittel?
Insgesamt besteht heute großer Konsens, dass eine abwechslungsreiche Kost, die reich an pflanzlichen Lebensmitteln ist, am besten geeignet ist, um das Krebsrisiko zu senken, so das DKFZ. Doch eine gesunde Ernährung lässt sich nicht von körperlicher Bewegung trennen. Auch die Energiebilanz und das Körpergewicht spielen eine große Rolle.
Es gibt auch Hinweise drauf, dass Grüner Tee das Krebsrisiko mindern könne. Eine Metaanalyse aus dem Jahr 2020 hat etwa ein reduziertes Risiko für Gebärmutterschleimhautkrebs, Lungenkrebs, Non-Hodgkin-Lymphome, Mundkrebs und Eierstockkrebs festgestellt. Für viele andere Krebsarten wurden jedoch nur uneindeutige oder auch gar keine Zusammenhänge gefunden.
Im Europäischen Kodex zur Krebsbekämpfung wird laut DKFZ generell eine ausgewogene Kost empfohlen, die reich an pflanzlichen Lebensmitteln und arm an hochverarbeiteten, kalorienreichen Fertigprodukten ist: ·
- Essen Sie häufig Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Gemüse und Obst
- Verzehren Sie selten kalorienreiche Nahrungsmittel mit hohem Fett- und Zuckergehalt
- Meiden Sie zuckerhaltige Getränke
- Meiden Sie industriell verarbeitetes Fleisch
- Essen Sie wenig rotes Fleisch und salzreiche Lebensmittel
- Trinken Sie wenig und nicht täglich Alkohol
- Legen Sie Wert auf ein gesundes Körpergewicht
Kann man Krebs durch die richtige Ernährung heilen?
Eine gute Ernährung kann Patientinnen und Patienten helfen, eine Krebserkrankung besser zu überstehen - und sie kann die Lebensqualität erhöhen. Aber: Es gibt bisher keine Hinweise, dass sich Krebs durch bestimmte Ernährungsformen heilen lässt, so das Deutsche Krebsforschungszentrum.
Welche Ernährung bei einer bereits bestehenden Krebserkrankung geeignet ist, kann laut DKFZ individuell unterschiedlich sein. Die Tumorart und das Erkrankungsstadium, aber auch das Alter und der allgemeine Gesundheitszustand eines Patienten oder einer Patientin spielen eine Rolle. Deshalb sollten Betroffene mit ihren behandelnden Ärztinnen und Ärzten besprechen, was sie bei der Ernährung berücksichtigen können.
Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 03. Mai 2025 um 12:20 Uhr.