Wann kommt die Pille für den Mann?

Ein Mann hält eine Tablette in der Hand.

18.08.2025 09:52

Vor 65 Jahren kam die Antibabybille auf den Markt. Heute sind immer weniger Frauen bereit, sich alleine um die Empfängnisverhütung zu kümmern. Forschende suchen daher nach der Pille für den Mann.
Von Daniela Remus, NDR
Als die Antibabypille am 18. August 1960 in den USA auf den Markt kam, war die Begeisterung bei vielen groß. Heute aber sehen viele Frauen die Pille kritischer, da sie nicht mehr bereit sind, Hormone zu nehmen. Auch bei den Männern ist der Blick auf die hormonelle Verhütung kritischer geworden. Deshalb wird jetzt verstärkt an nicht-hormonellen Alternativen für Männer geforscht. Sie sollen so zuverlässig sein wie die Pille, so einfach in der Einnahme, aber nebenwirkungsärmer.
Das Ziel verschiedener Forschungsgruppen in Deutschland und weltweit ist es, die Funktion der Spermien auf molekularer Ebene zu stören - und das ohne Hormone. Und so ein neues, innovatives und nebenwirkungsarmes Verhütungsmittel für den Mann zu entwickeln.

Ionenkanal im Spermium verstopfen

Im Centrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie der Universitätsklinik Münster etwa arbeiten daran Timo Strünker und sein Team. Der Molekularbiologe verfolgt seit Jahren das Ziel, Spermien unfruchtbar zu machen. Und diesem Schritt ist er durch die Entdeckung eines Ionenkanals im Spermium namens CatSper-Kanal nahegekommen.
Denn CatSper ist für Fortbewegung der Samenzelle im weiblichen Körper ganz entscheidend. "Bei den Mäusen wusste man das schon lange: Wenn man den ausschaltet, ist die Maus unfruchtbar", sagt Timo Strünker. "Und wir konnten vor Kurzem zeigen: Beim Menschen ist es, wie bei der Maus. Wenn beim Mann dieser CatSper Kanal nicht richtig funktioniert, dann ist der Mann auch unfruchtbar."
Diese Erkenntnis wollen die Forschenden in Münster jetzt nutzen,  um ein Verhütungsmittel für den Mann zu entwickeln, indem sie den CatSper-Kanal mit einem Wirkstoff verstopfen. Im Labor klappe das bereits, aber die dabei genutzten Wirkstoffe taugten als Verhütungsmittel nichts, erklärt der Molekularbiologe. "Denn wir wissen, dass sie nicht nur auf den CatSper-Kanal wirken, sondern auf ganz viele andere Proteine, Nervenzellen."
Deshalb arbeitet das Team von Timo Strünker jetzt daran, einen weiteren Wirkstoff zu finden, der nicht nur im Labor funktioniert. Der soll den Ionenkanal funktionsunfähig machen, darf aber keine Schädigungen im Menschen hervorrufen.

Spermienreifung stören

Einen anderen Ansatz verfolgt der Keimzellforscher und Pathologe Hubert Schorle mit seinem Team. Am Universitätsklinikum in Bonn forscht er nicht an Spermien, sondern an einer früheren Entwicklungsphase, an deren Reifung im Hoden, Spermiogenese genannt. "Es ist so, dass sich in dieser Spermiogenese ein sogenanntes Akrosom ausbildet", sagt Schorle.
Das ist ein mit Proteinen gefüllter Sack an der Spitze des Kopfes, der dafür sorgt, dass das Spermium in die Eizelle eindringen kann. "Wenn Sie sich so einen Wasserballer anschauen, mit der Mütze auf dem Kopf, so ähnlich ist das beim Spermium." Bei der Spermiogenese wird dieser Sack ausgebildet, und der wird dann über den Kopf gespannt. "Und wenn sie das stören, dann verrrutscht dieses Köpfchen. Und dann ist das Spermium defekt und damit unfruchtbar." Deshalb will das Bonner Forschungsteam die Ausbildung des Akrosoms - also bildlich gesprochen die Mütze auf dem Kopf der Samenzelle - mit chemischen Wirkstoffen zerstören. In Tierversuchen hat das schon geklappt.

Spermienentwickung unmöglich machen

Chronologisch noch früher in der Spermienentwicklung setzt die Forschung des Andrologen Artur Mayerhofer und seines Teams von der Ludwig-Maximilians-Universität an. Die Münchener Forschenden haben entdeckt, dass spezielle Zellen für den Transport der Spermien im Hoden elementar sind. Und zwar "die sogenannten periturbulären Zellen, also Samenkanälchen. [..] das sind röhrenförmige Strukturen, die im Hoden vorliegen, in denen die Keimzellbildung abläuft".
Artur Mayerhofer hat herausgefunden, dass diese Samenkanälchen regemäßig kontrahieren, sich also zusammenziehen. "Das ist sehr wichtig für den Spermientransport." Denn wenn es gelänge, die Kontraktion dieser Zellen zu beeinflussen, dann könnte damit der Spermientransport beeinflusst werden, erklärt Mayerhofer: "Das ist die Basis eines möglichen Ansatzes für Kontrazeptionsforschung beziehungsweise für Medikamente, die man vielleicht nehmen könnte, um diesen initialen Spermientransport zu unterbinden. Und damit, wie ich glaube, einen wichtigen Beitrag zu liefern, dass keine Spermien im Ejakulat auftauchen."

Forschung kommt voran

Noch sind diese und auch alle anderen nicht-hormonell wirksamen Ansätze für ein männliches Verhütungsmittel weit von der Praxis entfernt. Die entsprechenden Wirkstoffe müssen erst noch gefunden und getestet werden. Das dauert mitunter Jahre.
Aber nachdem 2011 eine von der WHO initiierte weltweite Studie zu einem hormonell wirkenden Verhütungsmittel für den Mann wegen der Nebenwirkungen abgebrochen wurde, geht es jetzt nach Jahren des Stillstands in der Verhütungsforschung voran.
Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 18. August 2025 um 08:32 Uhr.
Vor 65 Jahren kam die Antibabybille auf den Markt. Heute sind immer weniger Frauen bereit, sich alleine um die Empfängnisverhütung zu kümmern. Forschende suchen daher nach der Pille für den Mann.
Von Daniela Remus, NDR
Als die Antibabypille am 18. August 1960 in den USA auf den Markt kam, war die Begeisterung bei vielen groß. Heute aber sehen viele Frauen die Pille kritischer, da sie nicht mehr bereit sind, Hormone zu nehmen. Auch bei den Männern ist der Blick auf die hormonelle Verhütung kritischer geworden. Deshalb wird jetzt verstärkt an nicht-hormonellen Alternativen für Männer geforscht. Sie sollen so zuverlässig sein wie die Pille, so einfach in der Einnahme, aber nebenwirkungsärmer.
Das Ziel verschiedener Forschungsgruppen in Deutschland und weltweit ist es, die Funktion der Spermien auf molekularer Ebene zu stören - und das ohne Hormone. Und so ein neues, innovatives und nebenwirkungsarmes Verhütungsmittel für den Mann zu entwickeln.

Ionenkanal im Spermium verstopfen

Im Centrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie der Universitätsklinik Münster etwa arbeiten daran Timo Strünker und sein Team. Der Molekularbiologe verfolgt seit Jahren das Ziel, Spermien unfruchtbar zu machen. Und diesem Schritt ist er durch die Entdeckung eines Ionenkanals im Spermium namens CatSper-Kanal nahegekommen.
Denn CatSper ist für Fortbewegung der Samenzelle im weiblichen Körper ganz entscheidend. "Bei den Mäusen wusste man das schon lange: Wenn man den ausschaltet, ist die Maus unfruchtbar", sagt Timo Strünker. "Und wir konnten vor Kurzem zeigen: Beim Menschen ist es, wie bei der Maus. Wenn beim Mann dieser CatSper Kanal nicht richtig funktioniert, dann ist der Mann auch unfruchtbar."
Diese Erkenntnis wollen die Forschenden in Münster jetzt nutzen,  um ein Verhütungsmittel für den Mann zu entwickeln, indem sie den CatSper-Kanal mit einem Wirkstoff verstopfen. Im Labor klappe das bereits, aber die dabei genutzten Wirkstoffe taugten als Verhütungsmittel nichts, erklärt der Molekularbiologe. "Denn wir wissen, dass sie nicht nur auf den CatSper-Kanal wirken, sondern auf ganz viele andere Proteine, Nervenzellen."
Deshalb arbeitet das Team von Timo Strünker jetzt daran, einen weiteren Wirkstoff zu finden, der nicht nur im Labor funktioniert. Der soll den Ionenkanal funktionsunfähig machen, darf aber keine Schädigungen im Menschen hervorrufen.

Spermienreifung stören

Einen anderen Ansatz verfolgt der Keimzellforscher und Pathologe Hubert Schorle mit seinem Team. Am Universitätsklinikum in Bonn forscht er nicht an Spermien, sondern an einer früheren Entwicklungsphase, an deren Reifung im Hoden, Spermiogenese genannt. "Es ist so, dass sich in dieser Spermiogenese ein sogenanntes Akrosom ausbildet", sagt Schorle.
Das ist ein mit Proteinen gefüllter Sack an der Spitze des Kopfes, der dafür sorgt, dass das Spermium in die Eizelle eindringen kann. "Wenn Sie sich so einen Wasserballer anschauen, mit der Mütze auf dem Kopf, so ähnlich ist das beim Spermium." Bei der Spermiogenese wird dieser Sack ausgebildet, und der wird dann über den Kopf gespannt. "Und wenn sie das stören, dann verrrutscht dieses Köpfchen. Und dann ist das Spermium defekt und damit unfruchtbar." Deshalb will das Bonner Forschungsteam die Ausbildung des Akrosoms - also bildlich gesprochen die Mütze auf dem Kopf der Samenzelle - mit chemischen Wirkstoffen zerstören. In Tierversuchen hat das schon geklappt.

Spermienentwickung unmöglich machen

Chronologisch noch früher in der Spermienentwicklung setzt die Forschung des Andrologen Artur Mayerhofer und seines Teams von der Ludwig-Maximilians-Universität an. Die Münchener Forschenden haben entdeckt, dass spezielle Zellen für den Transport der Spermien im Hoden elementar sind. Und zwar "die sogenannten periturbulären Zellen, also Samenkanälchen. [..] das sind röhrenförmige Strukturen, die im Hoden vorliegen, in denen die Keimzellbildung abläuft".
Artur Mayerhofer hat herausgefunden, dass diese Samenkanälchen regemäßig kontrahieren, sich also zusammenziehen. "Das ist sehr wichtig für den Spermientransport." Denn wenn es gelänge, die Kontraktion dieser Zellen zu beeinflussen, dann könnte damit der Spermientransport beeinflusst werden, erklärt Mayerhofer: "Das ist die Basis eines möglichen Ansatzes für Kontrazeptionsforschung beziehungsweise für Medikamente, die man vielleicht nehmen könnte, um diesen initialen Spermientransport zu unterbinden. Und damit, wie ich glaube, einen wichtigen Beitrag zu liefern, dass keine Spermien im Ejakulat auftauchen."

Forschung kommt voran

Noch sind diese und auch alle anderen nicht-hormonell wirksamen Ansätze für ein männliches Verhütungsmittel weit von der Praxis entfernt. Die entsprechenden Wirkstoffe müssen erst noch gefunden und getestet werden. Das dauert mitunter Jahre.
Aber nachdem 2011 eine von der WHO initiierte weltweite Studie zu einem hormonell wirkenden Verhütungsmittel für den Mann wegen der Nebenwirkungen abgebrochen wurde, geht es jetzt nach Jahren des Stillstands in der Verhütungsforschung voran.
Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 18. August 2025 um 08:32 Uhr.
Vor 65 Jahren kam die Antibabybille auf den Markt. Heute sind immer weniger Frauen bereit, sich alleine um die Empfängnisverhütung zu kümmern. Forschende suchen daher nach der Pille für den Mann.
Von Daniela Remus, NDR
Als die Antibabypille am 18. August 1960 in den USA auf den Markt kam, war die Begeisterung bei vielen groß. Heute aber sehen viele Frauen die Pille kritischer, da sie nicht mehr bereit sind, Hormone zu nehmen. Auch bei den Männern ist der Blick auf die hormonelle Verhütung kritischer geworden. Deshalb wird jetzt verstärkt an nicht-hormonellen Alternativen für Männer geforscht. Sie sollen so zuverlässig sein wie die Pille, so einfach in der Einnahme, aber nebenwirkungsärmer.
Das Ziel verschiedener Forschungsgruppen in Deutschland und weltweit ist es, die Funktion der Spermien auf molekularer Ebene zu stören - und das ohne Hormone. Und so ein neues, innovatives und nebenwirkungsarmes Verhütungsmittel für den Mann zu entwickeln.

Ionenkanal im Spermium verstopfen

Im Centrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie der Universitätsklinik Münster etwa arbeiten daran Timo Strünker und sein Team. Der Molekularbiologe verfolgt seit Jahren das Ziel, Spermien unfruchtbar zu machen. Und diesem Schritt ist er durch die Entdeckung eines Ionenkanals im Spermium namens CatSper-Kanal nahegekommen.
Denn CatSper ist für Fortbewegung der Samenzelle im weiblichen Körper ganz entscheidend. "Bei den Mäusen wusste man das schon lange: Wenn man den ausschaltet, ist die Maus unfruchtbar", sagt Timo Strünker. "Und wir konnten vor Kurzem zeigen: Beim Menschen ist es, wie bei der Maus. Wenn beim Mann dieser CatSper Kanal nicht richtig funktioniert, dann ist der Mann auch unfruchtbar."
Diese Erkenntnis wollen die Forschenden in Münster jetzt nutzen,  um ein Verhütungsmittel für den Mann zu entwickeln, indem sie den CatSper-Kanal mit einem Wirkstoff verstopfen. Im Labor klappe das bereits, aber die dabei genutzten Wirkstoffe taugten als Verhütungsmittel nichts, erklärt der Molekularbiologe. "Denn wir wissen, dass sie nicht nur auf den CatSper-Kanal wirken, sondern auf ganz viele andere Proteine, Nervenzellen."
Deshalb arbeitet das Team von Timo Strünker jetzt daran, einen weiteren Wirkstoff zu finden, der nicht nur im Labor funktioniert. Der soll den Ionenkanal funktionsunfähig machen, darf aber keine Schädigungen im Menschen hervorrufen.

Spermienreifung stören

Einen anderen Ansatz verfolgt der Keimzellforscher und Pathologe Hubert Schorle mit seinem Team. Am Universitätsklinikum in Bonn forscht er nicht an Spermien, sondern an einer früheren Entwicklungsphase, an deren Reifung im Hoden, Spermiogenese genannt. "Es ist so, dass sich in dieser Spermiogenese ein sogenanntes Akrosom ausbildet", sagt Schorle.
Das ist ein mit Proteinen gefüllter Sack an der Spitze des Kopfes, der dafür sorgt, dass das Spermium in die Eizelle eindringen kann. "Wenn Sie sich so einen Wasserballer anschauen, mit der Mütze auf dem Kopf, so ähnlich ist das beim Spermium." Bei der Spermiogenese wird dieser Sack ausgebildet, und der wird dann über den Kopf gespannt. "Und wenn sie das stören, dann verrrutscht dieses Köpfchen. Und dann ist das Spermium defekt und damit unfruchtbar." Deshalb will das Bonner Forschungsteam die Ausbildung des Akrosoms - also bildlich gesprochen die Mütze auf dem Kopf der Samenzelle - mit chemischen Wirkstoffen zerstören. In Tierversuchen hat das schon geklappt.

Spermienentwickung unmöglich machen

Chronologisch noch früher in der Spermienentwicklung setzt die Forschung des Andrologen Artur Mayerhofer und seines Teams von der Ludwig-Maximilians-Universität an. Die Münchener Forschenden haben entdeckt, dass spezielle Zellen für den Transport der Spermien im Hoden elementar sind. Und zwar "die sogenannten periturbulären Zellen, also Samenkanälchen. [..] das sind röhrenförmige Strukturen, die im Hoden vorliegen, in denen die Keimzellbildung abläuft".
Artur Mayerhofer hat herausgefunden, dass diese Samenkanälchen regemäßig kontrahieren, sich also zusammenziehen. "Das ist sehr wichtig für den Spermientransport." Denn wenn es gelänge, die Kontraktion dieser Zellen zu beeinflussen, dann könnte damit der Spermientransport beeinflusst werden, erklärt Mayerhofer: "Das ist die Basis eines möglichen Ansatzes für Kontrazeptionsforschung beziehungsweise für Medikamente, die man vielleicht nehmen könnte, um diesen initialen Spermientransport zu unterbinden. Und damit, wie ich glaube, einen wichtigen Beitrag zu liefern, dass keine Spermien im Ejakulat auftauchen."

Forschung kommt voran

Noch sind diese und auch alle anderen nicht-hormonell wirksamen Ansätze für ein männliches Verhütungsmittel weit von der Praxis entfernt. Die entsprechenden Wirkstoffe müssen erst noch gefunden und getestet werden. Das dauert mitunter Jahre.
Aber nachdem 2011 eine von der WHO initiierte weltweite Studie zu einem hormonell wirkenden Verhütungsmittel für den Mann wegen der Nebenwirkungen abgebrochen wurde, geht es jetzt nach Jahren des Stillstands in der Verhütungsforschung voran.
Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 18. August 2025 um 08:32 Uhr.
Vor 65 Jahren kam die Antibabybille auf den Markt. Heute sind immer weniger Frauen bereit, sich alleine um die Empfängnisverhütung zu kümmern. Forschende suchen daher nach der Pille für den Mann.
Von Daniela Remus, NDR
Als die Antibabypille am 18. August 1960 in den USA auf den Markt kam, war die Begeisterung bei vielen groß. Heute aber sehen viele Frauen die Pille kritischer, da sie nicht mehr bereit sind, Hormone zu nehmen. Auch bei den Männern ist der Blick auf die hormonelle Verhütung kritischer geworden. Deshalb wird jetzt verstärkt an nicht-hormonellen Alternativen für Männer geforscht. Sie sollen so zuverlässig sein wie die Pille, so einfach in der Einnahme, aber nebenwirkungsärmer.
Das Ziel verschiedener Forschungsgruppen in Deutschland und weltweit ist es, die Funktion der Spermien auf molekularer Ebene zu stören - und das ohne Hormone. Und so ein neues, innovatives und nebenwirkungsarmes Verhütungsmittel für den Mann zu entwickeln.

Ionenkanal im Spermium verstopfen

Im Centrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie der Universitätsklinik Münster etwa arbeiten daran Timo Strünker und sein Team. Der Molekularbiologe verfolgt seit Jahren das Ziel, Spermien unfruchtbar zu machen. Und diesem Schritt ist er durch die Entdeckung eines Ionenkanals im Spermium namens CatSper-Kanal nahegekommen.
Denn CatSper ist für Fortbewegung der Samenzelle im weiblichen Körper ganz entscheidend. "Bei den Mäusen wusste man das schon lange: Wenn man den ausschaltet, ist die Maus unfruchtbar", sagt Timo Strünker. "Und wir konnten vor Kurzem zeigen: Beim Menschen ist es, wie bei der Maus. Wenn beim Mann dieser CatSper Kanal nicht richtig funktioniert, dann ist der Mann auch unfruchtbar."
Diese Erkenntnis wollen die Forschenden in Münster jetzt nutzen,  um ein Verhütungsmittel für den Mann zu entwickeln, indem sie den CatSper-Kanal mit einem Wirkstoff verstopfen. Im Labor klappe das bereits, aber die dabei genutzten Wirkstoffe taugten als Verhütungsmittel nichts, erklärt der Molekularbiologe. "Denn wir wissen, dass sie nicht nur auf den CatSper-Kanal wirken, sondern auf ganz viele andere Proteine, Nervenzellen."
Deshalb arbeitet das Team von Timo Strünker jetzt daran, einen weiteren Wirkstoff zu finden, der nicht nur im Labor funktioniert. Der soll den Ionenkanal funktionsunfähig machen, darf aber keine Schädigungen im Menschen hervorrufen.

Spermienreifung stören

Einen anderen Ansatz verfolgt der Keimzellforscher und Pathologe Hubert Schorle mit seinem Team. Am Universitätsklinikum in Bonn forscht er nicht an Spermien, sondern an einer früheren Entwicklungsphase, an deren Reifung im Hoden, Spermiogenese genannt. "Es ist so, dass sich in dieser Spermiogenese ein sogenanntes Akrosom ausbildet", sagt Schorle.
Das ist ein mit Proteinen gefüllter Sack an der Spitze des Kopfes, der dafür sorgt, dass das Spermium in die Eizelle eindringen kann. "Wenn Sie sich so einen Wasserballer anschauen, mit der Mütze auf dem Kopf, so ähnlich ist das beim Spermium." Bei der Spermiogenese wird dieser Sack ausgebildet, und der wird dann über den Kopf gespannt. "Und wenn sie das stören, dann verrrutscht dieses Köpfchen. Und dann ist das Spermium defekt und damit unfruchtbar." Deshalb will das Bonner Forschungsteam die Ausbildung des Akrosoms - also bildlich gesprochen die Mütze auf dem Kopf der Samenzelle - mit chemischen Wirkstoffen zerstören. In Tierversuchen hat das schon geklappt.

Spermienentwickung unmöglich machen

Chronologisch noch früher in der Spermienentwicklung setzt die Forschung des Andrologen Artur Mayerhofer und seines Teams von der Ludwig-Maximilians-Universität an. Die Münchener Forschenden haben entdeckt, dass spezielle Zellen für den Transport der Spermien im Hoden elementar sind. Und zwar "die sogenannten periturbulären Zellen, also Samenkanälchen. [..] das sind röhrenförmige Strukturen, die im Hoden vorliegen, in denen die Keimzellbildung abläuft".
Artur Mayerhofer hat herausgefunden, dass diese Samenkanälchen regemäßig kontrahieren, sich also zusammenziehen. "Das ist sehr wichtig für den Spermientransport." Denn wenn es gelänge, die Kontraktion dieser Zellen zu beeinflussen, dann könnte damit der Spermientransport beeinflusst werden, erklärt Mayerhofer: "Das ist die Basis eines möglichen Ansatzes für Kontrazeptionsforschung beziehungsweise für Medikamente, die man vielleicht nehmen könnte, um diesen initialen Spermientransport zu unterbinden. Und damit, wie ich glaube, einen wichtigen Beitrag zu liefern, dass keine Spermien im Ejakulat auftauchen."

Forschung kommt voran

Noch sind diese und auch alle anderen nicht-hormonell wirksamen Ansätze für ein männliches Verhütungsmittel weit von der Praxis entfernt. Die entsprechenden Wirkstoffe müssen erst noch gefunden und getestet werden. Das dauert mitunter Jahre.
Aber nachdem 2011 eine von der WHO initiierte weltweite Studie zu einem hormonell wirkenden Verhütungsmittel für den Mann wegen der Nebenwirkungen abgebrochen wurde, geht es jetzt nach Jahren des Stillstands in der Verhütungsforschung voran.
Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 18. August 2025 um 08:32 Uhr.
Vor 65 Jahren kam die Antibabybille auf den Markt. Heute sind immer weniger Frauen bereit, sich alleine um die Empfängnisverhütung zu kümmern. Forschende suchen daher nach der Pille für den Mann.
Von Daniela Remus, NDR
Als die Antibabypille am 18. August 1960 in den USA auf den Markt kam, war die Begeisterung bei vielen groß. Heute aber sehen viele Frauen die Pille kritischer, da sie nicht mehr bereit sind, Hormone zu nehmen. Auch bei den Männern ist der Blick auf die hormonelle Verhütung kritischer geworden. Deshalb wird jetzt verstärkt an nicht-hormonellen Alternativen für Männer geforscht. Sie sollen so zuverlässig sein wie die Pille, so einfach in der Einnahme, aber nebenwirkungsärmer.
Das Ziel verschiedener Forschungsgruppen in Deutschland und weltweit ist es, die Funktion der Spermien auf molekularer Ebene zu stören - und das ohne Hormone. Und so ein neues, innovatives und nebenwirkungsarmes Verhütungsmittel für den Mann zu entwickeln.

Ionenkanal im Spermium verstopfen

Im Centrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie der Universitätsklinik Münster etwa arbeiten daran Timo Strünker und sein Team. Der Molekularbiologe verfolgt seit Jahren das Ziel, Spermien unfruchtbar zu machen. Und diesem Schritt ist er durch die Entdeckung eines Ionenkanals im Spermium namens CatSper-Kanal nahegekommen.
Denn CatSper ist für Fortbewegung der Samenzelle im weiblichen Körper ganz entscheidend. "Bei den Mäusen wusste man das schon lange: Wenn man den ausschaltet, ist die Maus unfruchtbar", sagt Timo Strünker. "Und wir konnten vor Kurzem zeigen: Beim Menschen ist es, wie bei der Maus. Wenn beim Mann dieser CatSper Kanal nicht richtig funktioniert, dann ist der Mann auch unfruchtbar."
Diese Erkenntnis wollen die Forschenden in Münster jetzt nutzen,  um ein Verhütungsmittel für den Mann zu entwickeln, indem sie den CatSper-Kanal mit einem Wirkstoff verstopfen. Im Labor klappe das bereits, aber die dabei genutzten Wirkstoffe taugten als Verhütungsmittel nichts, erklärt der Molekularbiologe. "Denn wir wissen, dass sie nicht nur auf den CatSper-Kanal wirken, sondern auf ganz viele andere Proteine, Nervenzellen."
Deshalb arbeitet das Team von Timo Strünker jetzt daran, einen weiteren Wirkstoff zu finden, der nicht nur im Labor funktioniert. Der soll den Ionenkanal funktionsunfähig machen, darf aber keine Schädigungen im Menschen hervorrufen.

Spermienreifung stören

Einen anderen Ansatz verfolgt der Keimzellforscher und Pathologe Hubert Schorle mit seinem Team. Am Universitätsklinikum in Bonn forscht er nicht an Spermien, sondern an einer früheren Entwicklungsphase, an deren Reifung im Hoden, Spermiogenese genannt. "Es ist so, dass sich in dieser Spermiogenese ein sogenanntes Akrosom ausbildet", sagt Schorle.
Das ist ein mit Proteinen gefüllter Sack an der Spitze des Kopfes, der dafür sorgt, dass das Spermium in die Eizelle eindringen kann. "Wenn Sie sich so einen Wasserballer anschauen, mit der Mütze auf dem Kopf, so ähnlich ist das beim Spermium." Bei der Spermiogenese wird dieser Sack ausgebildet, und der wird dann über den Kopf gespannt. "Und wenn sie das stören, dann verrrutscht dieses Köpfchen. Und dann ist das Spermium defekt und damit unfruchtbar." Deshalb will das Bonner Forschungsteam die Ausbildung des Akrosoms - also bildlich gesprochen die Mütze auf dem Kopf der Samenzelle - mit chemischen Wirkstoffen zerstören. In Tierversuchen hat das schon geklappt.

Spermienentwickung unmöglich machen

Chronologisch noch früher in der Spermienentwicklung setzt die Forschung des Andrologen Artur Mayerhofer und seines Teams von der Ludwig-Maximilians-Universität an. Die Münchener Forschenden haben entdeckt, dass spezielle Zellen für den Transport der Spermien im Hoden elementar sind. Und zwar "die sogenannten periturbulären Zellen, also Samenkanälchen. [..] das sind röhrenförmige Strukturen, die im Hoden vorliegen, in denen die Keimzellbildung abläuft".
Artur Mayerhofer hat herausgefunden, dass diese Samenkanälchen regemäßig kontrahieren, sich also zusammenziehen. "Das ist sehr wichtig für den Spermientransport." Denn wenn es gelänge, die Kontraktion dieser Zellen zu beeinflussen, dann könnte damit der Spermientransport beeinflusst werden, erklärt Mayerhofer: "Das ist die Basis eines möglichen Ansatzes für Kontrazeptionsforschung beziehungsweise für Medikamente, die man vielleicht nehmen könnte, um diesen initialen Spermientransport zu unterbinden. Und damit, wie ich glaube, einen wichtigen Beitrag zu liefern, dass keine Spermien im Ejakulat auftauchen."

Forschung kommt voran

Noch sind diese und auch alle anderen nicht-hormonell wirksamen Ansätze für ein männliches Verhütungsmittel weit von der Praxis entfernt. Die entsprechenden Wirkstoffe müssen erst noch gefunden und getestet werden. Das dauert mitunter Jahre.
Aber nachdem 2011 eine von der WHO initiierte weltweite Studie zu einem hormonell wirkenden Verhütungsmittel für den Mann wegen der Nebenwirkungen abgebrochen wurde, geht es jetzt nach Jahren des Stillstands in der Verhütungsforschung voran.
Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 18. August 2025 um 08:32 Uhr.
Vor 65 Jahren kam die Antibabybille auf den Markt. Heute sind immer weniger Frauen bereit, sich alleine um die Empfängnisverhütung zu kümmern. Forschende suchen daher nach der Pille für den Mann.
Von Daniela Remus, NDR
Als die Antibabypille am 18. August 1960 in den USA auf den Markt kam, war die Begeisterung bei vielen groß. Heute aber sehen viele Frauen die Pille kritischer, da sie nicht mehr bereit sind, Hormone zu nehmen. Auch bei den Männern ist der Blick auf die hormonelle Verhütung kritischer geworden. Deshalb wird jetzt verstärkt an nicht-hormonellen Alternativen für Männer geforscht. Sie sollen so zuverlässig sein wie die Pille, so einfach in der Einnahme, aber nebenwirkungsärmer.
Das Ziel verschiedener Forschungsgruppen in Deutschland und weltweit ist es, die Funktion der Spermien auf molekularer Ebene zu stören - und das ohne Hormone. Und so ein neues, innovatives und nebenwirkungsarmes Verhütungsmittel für den Mann zu entwickeln.

Ionenkanal im Spermium verstopfen

Im Centrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie der Universitätsklinik Münster etwa arbeiten daran Timo Strünker und sein Team. Der Molekularbiologe verfolgt seit Jahren das Ziel, Spermien unfruchtbar zu machen. Und diesem Schritt ist er durch die Entdeckung eines Ionenkanals im Spermium namens CatSper-Kanal nahegekommen.
Denn CatSper ist für Fortbewegung der Samenzelle im weiblichen Körper ganz entscheidend. "Bei den Mäusen wusste man das schon lange: Wenn man den ausschaltet, ist die Maus unfruchtbar", sagt Timo Strünker. "Und wir konnten vor Kurzem zeigen: Beim Menschen ist es, wie bei der Maus. Wenn beim Mann dieser CatSper Kanal nicht richtig funktioniert, dann ist der Mann auch unfruchtbar."
Diese Erkenntnis wollen die Forschenden in Münster jetzt nutzen,  um ein Verhütungsmittel für den Mann zu entwickeln, indem sie den CatSper-Kanal mit einem Wirkstoff verstopfen. Im Labor klappe das bereits, aber die dabei genutzten Wirkstoffe taugten als Verhütungsmittel nichts, erklärt der Molekularbiologe. "Denn wir wissen, dass sie nicht nur auf den CatSper-Kanal wirken, sondern auf ganz viele andere Proteine, Nervenzellen."
Deshalb arbeitet das Team von Timo Strünker jetzt daran, einen weiteren Wirkstoff zu finden, der nicht nur im Labor funktioniert. Der soll den Ionenkanal funktionsunfähig machen, darf aber keine Schädigungen im Menschen hervorrufen.

Spermienreifung stören

Einen anderen Ansatz verfolgt der Keimzellforscher und Pathologe Hubert Schorle mit seinem Team. Am Universitätsklinikum in Bonn forscht er nicht an Spermien, sondern an einer früheren Entwicklungsphase, an deren Reifung im Hoden, Spermiogenese genannt. "Es ist so, dass sich in dieser Spermiogenese ein sogenanntes Akrosom ausbildet", sagt Schorle.
Das ist ein mit Proteinen gefüllter Sack an der Spitze des Kopfes, der dafür sorgt, dass das Spermium in die Eizelle eindringen kann. "Wenn Sie sich so einen Wasserballer anschauen, mit der Mütze auf dem Kopf, so ähnlich ist das beim Spermium." Bei der Spermiogenese wird dieser Sack ausgebildet, und der wird dann über den Kopf gespannt. "Und wenn sie das stören, dann verrrutscht dieses Köpfchen. Und dann ist das Spermium defekt und damit unfruchtbar." Deshalb will das Bonner Forschungsteam die Ausbildung des Akrosoms - also bildlich gesprochen die Mütze auf dem Kopf der Samenzelle - mit chemischen Wirkstoffen zerstören. In Tierversuchen hat das schon geklappt.

Spermienentwickung unmöglich machen

Chronologisch noch früher in der Spermienentwicklung setzt die Forschung des Andrologen Artur Mayerhofer und seines Teams von der Ludwig-Maximilians-Universität an. Die Münchener Forschenden haben entdeckt, dass spezielle Zellen für den Transport der Spermien im Hoden elementar sind. Und zwar "die sogenannten periturbulären Zellen, also Samenkanälchen. [..] das sind röhrenförmige Strukturen, die im Hoden vorliegen, in denen die Keimzellbildung abläuft".
Artur Mayerhofer hat herausgefunden, dass diese Samenkanälchen regemäßig kontrahieren, sich also zusammenziehen. "Das ist sehr wichtig für den Spermientransport." Denn wenn es gelänge, die Kontraktion dieser Zellen zu beeinflussen, dann könnte damit der Spermientransport beeinflusst werden, erklärt Mayerhofer: "Das ist die Basis eines möglichen Ansatzes für Kontrazeptionsforschung beziehungsweise für Medikamente, die man vielleicht nehmen könnte, um diesen initialen Spermientransport zu unterbinden. Und damit, wie ich glaube, einen wichtigen Beitrag zu liefern, dass keine Spermien im Ejakulat auftauchen."

Forschung kommt voran

Noch sind diese und auch alle anderen nicht-hormonell wirksamen Ansätze für ein männliches Verhütungsmittel weit von der Praxis entfernt. Die entsprechenden Wirkstoffe müssen erst noch gefunden und getestet werden. Das dauert mitunter Jahre.
Aber nachdem 2011 eine von der WHO initiierte weltweite Studie zu einem hormonell wirkenden Verhütungsmittel für den Mann wegen der Nebenwirkungen abgebrochen wurde, geht es jetzt nach Jahren des Stillstands in der Verhütungsforschung voran.
Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 18. August 2025 um 08:32 Uhr.
Vor 65 Jahren kam die Antibabybille auf den Markt. Heute sind immer weniger Frauen bereit, sich alleine um die Empfängnisverhütung zu kümmern. Forschende suchen daher nach der Pille für den Mann.
Von Daniela Remus, NDR
Als die Antibabypille am 18. August 1960 in den USA auf den Markt kam, war die Begeisterung bei vielen groß. Heute aber sehen viele Frauen die Pille kritischer, da sie nicht mehr bereit sind, Hormone zu nehmen. Auch bei den Männern ist der Blick auf die hormonelle Verhütung kritischer geworden. Deshalb wird jetzt verstärkt an nicht-hormonellen Alternativen für Männer geforscht. Sie sollen so zuverlässig sein wie die Pille, so einfach in der Einnahme, aber nebenwirkungsärmer.
Das Ziel verschiedener Forschungsgruppen in Deutschland und weltweit ist es, die Funktion der Spermien auf molekularer Ebene zu stören - und das ohne Hormone. Und so ein neues, innovatives und nebenwirkungsarmes Verhütungsmittel für den Mann zu entwickeln.

Ionenkanal im Spermium verstopfen

Im Centrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie der Universitätsklinik Münster etwa arbeiten daran Timo Strünker und sein Team. Der Molekularbiologe verfolgt seit Jahren das Ziel, Spermien unfruchtbar zu machen. Und diesem Schritt ist er durch die Entdeckung eines Ionenkanals im Spermium namens CatSper-Kanal nahegekommen.
Denn CatSper ist für Fortbewegung der Samenzelle im weiblichen Körper ganz entscheidend. "Bei den Mäusen wusste man das schon lange: Wenn man den ausschaltet, ist die Maus unfruchtbar", sagt Timo Strünker. "Und wir konnten vor Kurzem zeigen: Beim Menschen ist es, wie bei der Maus. Wenn beim Mann dieser CatSper Kanal nicht richtig funktioniert, dann ist der Mann auch unfruchtbar."
Diese Erkenntnis wollen die Forschenden in Münster jetzt nutzen,  um ein Verhütungsmittel für den Mann zu entwickeln, indem sie den CatSper-Kanal mit einem Wirkstoff verstopfen. Im Labor klappe das bereits, aber die dabei genutzten Wirkstoffe taugten als Verhütungsmittel nichts, erklärt der Molekularbiologe. "Denn wir wissen, dass sie nicht nur auf den CatSper-Kanal wirken, sondern auf ganz viele andere Proteine, Nervenzellen."
Deshalb arbeitet das Team von Timo Strünker jetzt daran, einen weiteren Wirkstoff zu finden, der nicht nur im Labor funktioniert. Der soll den Ionenkanal funktionsunfähig machen, darf aber keine Schädigungen im Menschen hervorrufen.

Spermienreifung stören

Einen anderen Ansatz verfolgt der Keimzellforscher und Pathologe Hubert Schorle mit seinem Team. Am Universitätsklinikum in Bonn forscht er nicht an Spermien, sondern an einer früheren Entwicklungsphase, an deren Reifung im Hoden, Spermiogenese genannt. "Es ist so, dass sich in dieser Spermiogenese ein sogenanntes Akrosom ausbildet", sagt Schorle.
Das ist ein mit Proteinen gefüllter Sack an der Spitze des Kopfes, der dafür sorgt, dass das Spermium in die Eizelle eindringen kann. "Wenn Sie sich so einen Wasserballer anschauen, mit der Mütze auf dem Kopf, so ähnlich ist das beim Spermium." Bei der Spermiogenese wird dieser Sack ausgebildet, und der wird dann über den Kopf gespannt. "Und wenn sie das stören, dann verrrutscht dieses Köpfchen. Und dann ist das Spermium defekt und damit unfruchtbar." Deshalb will das Bonner Forschungsteam die Ausbildung des Akrosoms - also bildlich gesprochen die Mütze auf dem Kopf der Samenzelle - mit chemischen Wirkstoffen zerstören. In Tierversuchen hat das schon geklappt.

Spermienentwickung unmöglich machen

Chronologisch noch früher in der Spermienentwicklung setzt die Forschung des Andrologen Artur Mayerhofer und seines Teams von der Ludwig-Maximilians-Universität an. Die Münchener Forschenden haben entdeckt, dass spezielle Zellen für den Transport der Spermien im Hoden elementar sind. Und zwar "die sogenannten periturbulären Zellen, also Samenkanälchen. [..] das sind röhrenförmige Strukturen, die im Hoden vorliegen, in denen die Keimzellbildung abläuft".
Artur Mayerhofer hat herausgefunden, dass diese Samenkanälchen regemäßig kontrahieren, sich also zusammenziehen. "Das ist sehr wichtig für den Spermientransport." Denn wenn es gelänge, die Kontraktion dieser Zellen zu beeinflussen, dann könnte damit der Spermientransport beeinflusst werden, erklärt Mayerhofer: "Das ist die Basis eines möglichen Ansatzes für Kontrazeptionsforschung beziehungsweise für Medikamente, die man vielleicht nehmen könnte, um diesen initialen Spermientransport zu unterbinden. Und damit, wie ich glaube, einen wichtigen Beitrag zu liefern, dass keine Spermien im Ejakulat auftauchen."

Forschung kommt voran

Noch sind diese und auch alle anderen nicht-hormonell wirksamen Ansätze für ein männliches Verhütungsmittel weit von der Praxis entfernt. Die entsprechenden Wirkstoffe müssen erst noch gefunden und getestet werden. Das dauert mitunter Jahre.
Aber nachdem 2011 eine von der WHO initiierte weltweite Studie zu einem hormonell wirkenden Verhütungsmittel für den Mann wegen der Nebenwirkungen abgebrochen wurde, geht es jetzt nach Jahren des Stillstands in der Verhütungsforschung voran.
Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 18. August 2025 um 08:32 Uhr.